Die Uetersener Nachrichten stellen den Bewerber*innen jeden Tag eine Frage zu verschiedenen Themen. Bis zum 22.10. werde ich hier parallel meine Antworten veröffentlichen. Die Antworten sind auf 600 Zeichen in der Länge begrenzt und werden hier unverändert veröffentlicht.

Am 12.10.2015 habe ich den Ehrenteller der Stadt Uetersen für meine 10-jährige Tätigkeit in der Ratsversammlung Uetersen bekommen. Ich kenne und liebe diese Stadt.

1. Angenommen,  Sie haben die Bürgermeisterwahl gewonnen: Wie sieht für Sie der erste Arbeitstag im Rathaus aus?

Nach Dusche und Frühstück schwinge ich mich auf mein Fahrrad und radele zum Rathaus. Dort angekommen, mache ich einen Rundgang und begrüße das gesamte Team. Die meisten Menschen dort kenne ich ja schon Dank meiner vieljährigen Aktivitäten in der Kommunalpolitik. Zusammen mit dem Team werde ich dann einen Plan für die ersten 100 Tage erarbeiten. Wen gilt es wann zu treffen, welche laufenden Projekte voranzutreiben. Da ich in der Zeit bis zum 1.4.2021 laufend an Ausschüssen und Ratsversammlungen teilnehmen werde, stehe ich bis dahin voll im Stoff.

2. Uetersen im Jahre 2030, inwieweit soll die Stadt sich bis dahin fortentwickelt haben?

Uetersen ist 2030 noch grüner, moderner, umweltfreundlicher, lebens- und liebenswerter. Wir haben einen großen Schritt hin zur Klima-Neutralität geschafft. Unter anderem mit Hilfe des erneuerten Windparks und der Installation von Solaranlagen, neuen Blühstreifen und bürgerlichen Eigeninitiativen in Sachen vielfältiger Garten. Die Rad- und Fußwege sind holpperfrei. Der Stichhafen ist mittlerweile zum Hafenquartier aufgeblüht – mit Wohnraum, Cafés und Freizeitangeboten. Der Pinnau-Wanderweg verbindet den Hafen mit dem Klosterviertel. Und vom neuen Bahnhof Uetersen kann man bis Hamburg fahren.

 

Gemeinsam mit dem grünen Bundesvorsitzenden Robert Habeck zu Besuch bei der Freiwilligen Feuerwehr Uetersen. Das Ehrenamt ist das Rückgrat unserer Gesellschaft

3. Uetersen kratzt derzeit munter an der 20000-Einwohner-Grenze. Ist für Sie diese magische Grenze erstrebenswert?

Klar ist: Es darf kein planloses weiter so in Sachen Wachstum geben. Eine konkrete Grenze „bis hier hin und nicht weiter“ zu definieren, macht aber auch keinen Sinn. Es gilt zuerst einmal den Bedarf zu decken und für die notwendige Infrastruktur zu sorgen: ausreichend Krippen- und KiTa-Plätze, Schulen, Freizeitangebote, ÖPNV – all das ist in den vergangenen Jahren nicht mit gewachsen, wie es die Menschen brauchen. Erst wenn wir hier einen Einklang erreicht haben, können wir uns mit dem Thema Zuwachs beschäftigen. Das aber immer mit dem Focus auf die Verträglichkeit mit Natur und Umwelt. 

4. Die Bestellung der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten ist notwendig, um die gesetzlichen Ziele umzusetzen und um den Interessen von Frauen in ihren Lebensbereichen Geltung zu verschaffen. So heißt es. Was sagen Sie? Wie wichtig ist Ihnen das Thema Gleichstellung?

In Deutschland bekommen Frauen für gleiche Arbeit immer noch weniger Lohn. Und in den Führungsetagen sind sie selten anzutreffen. Das ist ein unhaltbarer Zustand. Darum ist Gleichstellungspolitik absolut notwendig. Sie von oben, etwa durch Quotenregelungen zu verordnen, ist eine Möglichkeit, stößt aber auch auf Unverständnis und Widerstand. Darum ist die Arbeit einer Gleichstellungsbeauftragten auf kommunaler Ebene besonders wichtig. Bei Veranstaltungen und im Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern kann sie die Menschen für diese Ungerechtigkeit und Lösungsmöglichkeiten sensibilisieren.

Im Dialog mit dem Uetersener Stationsleiter Hans-Otto-Granz

5. Was zeichnet einen guten Bürgermeister aus? 

Uetersen ist eine ganz besondere Stadt, das wissen alle, die hier länger gelebt haben. In unserer Rosenstadt haben die Bürgerinnen und Bürger ein außerordentlich gutes Gefühl dafür, was schon sehr gut ist und auch dafür, was noch verbessert werden muss. Das habe ich den vergangenen Jahrzehnten immer gespürt. Daher ist es die oberste Pflicht für mich als Bürgermeister, ein offenes Ohr für die Bürgerinnen und Bürger zu haben. Zum Amt gehört es auch leidenschaftlich zu sein, aber auch Geduld zu haben. Erfolge zeigen sich meist erst nach einigen Jahren, da braucht man einen langen Atem.

6. Skizzieren Sie bitte kurz Ihre Stärken, die Sie befähigen, das Bürgermeisteramt anzutreten.

Ich bin mit vollem Herzen Uetersener. Für alle Menschen, die hier leben, will ich eine gute Zukunft schaffen. Und ich habe eine klare Vorstellung davon, wie wir das gemeinsam erreichen können. Mit meiner langjährigen politischen Erfahrung und den zahlreichen Kontakten, die ich auch auf Landes- und Bundesebene habe, weiß ich zum Beispiel genau, wie wir trotz klammer eigener Kassen mit der Unterstützung von Land und Bund eigene Projekte stemmen können. 

7. Hand aufs Herz: Jeder hat Schwächen. Was sind die Ihrigen? 

Manchmal fällt es mir schwer, abzuschalten. Dinge, die mich politisch oder beruflich bewegen, nehme ich dann mit in den Feierabend oder auch ins Wochenende. Da grüble ich intensiv darüber, wie ich das Problem lösen kann. Dann hilft mir Radfahren oder mit dem Segelboot ein paar Stunden raus aufs Wasser.

Der Hafen hat Potential für ein neues modernes Quartier zum Leben und für Natur und Freizeit.

8. Was werden Sie tun, um Uetersen als Standort für die Wirtschaft (noch) attraktiver zu machen? 

Eine funktionierende Wirtschaft ist Grundlage dafür, dass Uetersen lebenswert ist. Damit das so bleibt müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Ich will gemeinsam genutzte Büro- und Gewerberäume, in Neu-Deutsch gerne Co-Working-Spaces genannt, etablieren. Die ließen sich in ehemaligen Industriekomplexen einrichten. Wichtiges Pfund von Uetersen ist aber das attraktive Arbeitsumfeld. Orte zum Durchatmen und Verweilen bieten Menschen auch einen Raum zum Leben. Wichtig ist natürlich auch eine eng getaktete ÖPNV-Anbindung in die umliegenden Gemeinden und Richtung Hamburg.

9. Corona ist alles andere als schön. Auch nicht für die Wirtschaft und somit auch nicht für die Haushaltslage der Stadt. Steuereinbrüche in Millionenhöhe drohen. Wie bringen Sie die Stadt wieder in die Spur zurück? Wie ist Uetersen Ihrer Ansicht nach derzeit finanziell aufgestellt?

Die Stadt Uetersen ist einer der größten Arbeitgeber in der Stadt und Dank ihrer Investitionen ein Motor für die Wirtschaft. Ich werde mich dafür einsetzen, dass wir mehr Fördermittel vom Land, Bund und der EU in die Stadt holen und damit die lokale Wirtschaft stärken. In dieser Situation gilt es mit Augenmaß neue Schulden zu machen. Das darf aber nur eine Übergangslösung sein, um dann nach einer Erholung weiter Schulden zu tilgen. Es ist noch mehr Druck beim Land nötig, damit wir die notwendigen Gelder bekommen um die gemeindlichen Aufgaben zu erfüllen und die Straßenausbaubeiträge weiter zu senken. 

10. Radfahren wird immer populärer. Was muss getan werden, um Uetersen auch für die Zweiradfahrer attraktiver werden zu lassen?

Es reicht nicht, ein paar Radwege zu sanieren. Fahrradstraßen, Schutzstreifen und noch mehr und bessere Fahrradstellplätze sind nötig. Wir brauchen aber vor allem einen anderen Blick auf die Stadt- und Infrastrukturplanung. Dazu gehört ein Verkehrskonzept, das den Focus darauf legt, wie sich alle Formen der Mobilität (Auto, Bus, Bahn, Fahrrad, zu Fuß gehen) vernetzen lassen, damit es leichter fällt, auch mal auf das Auto zu verzichten. Und es braucht eine Bahnanbindung nach Hamburg, damit wir die Pendlerströme mit dem Auto durch ein attraktives ÖPNV-Angebot reduzieren. 

11. Der Leerstand in der Fußgängerzone ist ein Dauerthema. Und mit ihm verbunden eine sinkende Attraktivität in der City. Was werden Sie als Bürgermeister tun, um diesem Trend zu begegnen? Wie sehen diesbezüglich Ihre Strategien aus?

Vor Ort einkaufen und die lokalen Händler unterstützen – diese Entscheidung will ich mit Hilfe einer Kampagne wie #supportyourlokal stärken. Der Weg zur Fair-Trade-Stadt ist ein erster guter Schritt. Wir brauchen auch eine Entscheidung zur Zukunft der Parkpalette. Dazu will ich einen Dialog mit allen Beteiligten organisieren. Am Ende soll ein städtebaulicher Wettbewerb stehen, in dem die besten Ideen zur Abstimmung in die Ratsversammlung getragen werden. Und eine attraktive Volkshochschule und Bücherei in der Innenstadt können die City beleben.

12. Wenn Sie sich Uetersen einmal aus der Vogelperspektive vorstellen − was fehlt für Sie in der Rosenstadt? Und wo kann es entstehen?

Ein lebendiges Quartier rund um den Hafen als Freizeit-Treffpunkt für alle Altersgruppen. Mit Cafés und Geschäften, modernen Wohnformen wie Hausbooten und Tiny Houses, die auf wenigen Quadratmetern ein ganzes Haus bieten. Mit Skaterpark, Plätzen für Boule, Minigolf, Bolzen, Live-Events und einer Hundewiese. Dazu gehört auch die Anbindung zu FuZo und Rosarium und ein Wanderweg entlang der Pinnauwiesen ins Klosterviertel. Auf dem Gelände McGregor/Hatlapa gibt es einen attraktiven Gewerbepark mit modernen Arbeitsplätzen und am Ostbahnhof gibt es einen neuen Bahnhof, der uns an Hamburg anbindet.